Archiv
2019 TABERNAKEL, Künstlerhaus Klagenfurt
2019 KAMBIUM, Künstlerhaus Klagenfurt
2019 TERROIR SAAGER, Schloss Saager Kärnten
2018 ULTRAMARIN, BV-Galerie Klagenfurt
2018 BERLIN – WIEN, ATON KA Galerie Berlin
2017 poligious issues
2017 kopf.head.glava
2017 BV - Sommerausstellung
2016 Trivium Künstlerhaus Klagenfurt
2016 Ausstellung 46°29'11"N, 14°35'46"O - SÜDPOL 11.0
2015 - Trivium, Hemmaberg
2015 - Ausstellung: “Kunst des Vergessens” :galeriefreihausgasse, Villach
2014 - Projekt: LAVANTTALER WEINRADWANDERWEG, Ried Weingartjörgl und vulgo Lenzbauer, Kärnten
2013 - Projekt: QUIRL, Dr.Oetker Kreuzung, Villach
2013 - Projekt: Moell + Drau, Reflektionen und Spiegelungen, Marktgemeinde Lurnfeld
2013 - Projekt: "Ahnen", Ferdinand Orsini-Rosenberg in Kooperation mit dem MMKK, Museum Moderner Kunst Kärnten im Schloss Grafenstein
2013 - Projekt: trivium - tri poti - drei wege: VERWANDLUNGEN
2013 - Ausstellung: MMKK - Museum Moderner Kunst Kärnten - fokus sammlung 04. Tiere
2013 - Ausstellung: WERKSTATTGALERIE BLICKwARTE HÖRBRANZ - MONATE DER GRAPHIK
2013 - Projekt: HOTEL OBIR RECEPTION
2012/13 - Ausstellung: 46°29'11"N, 14°35'46"O Südpol 7.0
2012 - Ausstellung: DO YOU KNOW MY POETRY?
2012 - Ausstellung: VORWAND
2011/12 - Ausstellung: 46°29'11"N, 14°35'46"O Südpol 6.0
2011 - Ausstellung: "... ich fliege drüber ..."
2011 - Ausstellung: TRIANGLE
2010 - Ausstellung: 46°29'11"N, 14°35'46"O Südpol 5.0
2010 - Ausstellung: GÄSTELISTE
2010 - Ausstellung: ART IN THE CITY
2010 - Projekt: HUMAN RIGHTS WALL, ITHUBA HUMAN RIGHTS HALL
2010 - Ausstellung: WIEN-TOKIO-BERLIN
2009 - Ausstellung: 46°29'11"N, 14°35'46"O Südpol 4.0
2009 - Ausstellung: The 50th Annual JAPAN PRINT SOCIETY (JPS) EXHIBITION
2010 - Ausstellung: BERLIN TRIFFT WIEN
2009 - Projekt: FREIHEITS- UND EINHEITSDENKMAL - HIMMELSSPIEGEL
2008 - Ausstellung: FACING SOUTH
2008 - Ausstellung: Dak'Art OFF 8 ème Biennale de l'Art Africain Contemporian DAK'ART, DAKAR/SENEGAL
2008 - Projekt: SUNUGAL, DAKAR/SENEGAL
2008 - Projekt: DIE WOLKE AM DACH
2008/09 - Projekt: LEUCHTTÜRME
2008 - Ausstellung: no step [kein schritt]/STEP/Völkermarkt
2007 - Projekt: vocal cords, KoMA - Kascha of Modern Art
2007 - Ausstellung: IM BILD
2007 - Projekt: +Licht, Altes Rathaus Völkermarkt
2007 - Projekt: Signal und Wirklichkeit
2006 - Ausstellung: Biennale Austria
2006 - Ausstellung: breaking the fringes, Galerija Kula, Split
2005 - Ausstellung: Armin Guerino, Mala galerija Kranj
2005- Ausstellung: dialogues between; House of the INTERNATIONAL ART COLONY POCITELJ, Bosnia and Herzegovina
2005 - Ausstellung: kunsthalle:stahlwerk:berndorf; Tomas Hoke: cosmic landscapes • Armin Guerino: off-site
2005 - Ausstellung: dialogues between, the sarajevo exhibition. Galerija Roman Petrovic, Sarajevo
2005 - Ausstellung: 100 ARTISTS FOR A MUSEUM, Casoria International Contempory Art Museum
2005 - Projekt: ARCHE, dom.klagenfurt
2005 - Ausstellung: DRAUBLAU SAUGRAU, Galerie im Schloss Porcia
2004 - Ausstellung: DIO CREATORE DEL MONDO, Sesto al Reghena/Italien
2004 - Ausstellung: GRENZGÄNGER, Galerie Freihausgasse, Villach
2004 - Ausstellung: Armin Guerino Works, Galerie Vorspann, Bad Eisenkappel
2004 - Ausstellung: short stop tokyo
2003 - Grafische Gestaltung: schicht für schicht, gesichter der voest
2003 - Projekt: Einweihung Auferstehungskapelle Sexten/Italien
2003 - Projekt: Einweihung Jakobskapelle Bad Klein Kirchheim/Austria
2003 - Ausstellung: SOWEITSOGUT - arminguerino & manabe anton - AUF UMWEGEN
2002 - Ausstellung: Galerie Gmünd
2002 - Austellung: 5e Biennale Dakar
2008 - Projekt: DAKAR 17. MAI 2002, V'ARTS
2002 - Projekt: Der Sinn des Lebens
2002 - Buchillustration: Warum eigentlich nicht
2001/02 - Ausstellung: Das schöne Zimmer
2001 - Ausstellung: kunstwien
2001 - Buchillustration: Meeresschnee
1991 - 97 - Projekt: Autobahnkirche Dolina

schicht für schicht
gesichter der voest

Fotografie: Joerg Burger
Herausgeber: Johannes Holzhausen
Grafische Gestaltung: Armin Guerino

Herausgegeben im Auftrag des Angestelltenbetriebsrates der voestalpine Stahl GmbH
192 Seiten, 151 Farb- und Schwarzweißabbildungen, 30 x 25 cm, Hardcover

Triton Verlag, Wien 2003
ISBN 3-85486-162-1

PRÄSENTATIONEN:
Montag, 23. Juni 2003, 10:30 bis 13:00 Uhr im Gästehaus der voestalpine Stahl Linz
Freitag, 27. Juni 2003, 18.00 Uhr, Technisches Museum Wien



Im August 2002 gingen der Fotokünstler Joerg Burger und der Filmemacher Johannes Holzhausen im Auftrag des Angestelltenbetriebsrates der voestalpine Stahl GmbH durch das Betriebsgelände der Voest in Linz und hielten die Menschen, Situationen und Orte fest, denen sie begegneten. So ist ein Bild- und Textband über die Arbeitswelt der Voest in Linz entstanden, mit überraschenden und neuen Blicken auf die Menschen, die in diesem Betrieb arbeiten.

Die Voest hat viele Gesichter. Sie ist nicht nur das größte Stahlwerk Österreichs, die Geschichte des Werkes ist eng mit der Zeit des "Anschlusses" und der Geschichte Österreichs nach 1945 verbunden. Gegründet als "Reichswerke Hermann Göring" wird der Betrieb 1946 von den Amerikanern der Republik übergeben. Die Voest wird bald, unter anderem durch die Erfindung des LD-Verfahrens, zum Paradeunternehmen der verstaatlichten Industrie. Nach schweren Verlusten 1985 wird das Unternehmen neu strukturiert und entwickelt sich in den neunziger Jahren zu einem modernen Verarbeitungskonzern von hochwertigen Stahlerzeugnissen. Die Voest ist aber auch aufgrund ihrer Geschichte ein Betrieb mit starkem gewerkschaftlichen Selbstbewusstsein und sozialer Verantwortung. Die 10.000 Menschen, die zur Zeit am Standort Linz beschäftigt sind, stehen stellvertretend für den gesamten Industriebereich Österreichs und Europas.

Das komplexe und vielfältige Leben auf dem Betriebsgelände der Voest ist Inhalt des Buches "schicht für schicht". Das kann zum Beispiel ein ukrainischer Schiffskapitän sein; im Zentrum des Buches stehen aber jene Beschäftigten, die Schichtarbeit leisten. In den bestechend ausdrucksstarken Schwarzweiß- und Farbfotos sind Porträts einzelner ArbeiterInnen atmosphärisch dichten, beinahe abstrakten Bildern des Betriebes gegenübergestellt. Zerfurchte, vom Leben und der Arbeit geprägte Gesichter begegnen hier etwa weiten halbdunklen Kohlehalden oder scheinbar endlosen Hallen, in denen es glüht und dampft. Die Gesichter in dem Buch – ArbeitnehmerInnen die bis aus einer Entfernung von 200 km täglich anreisen – haben auch eine Stimme. Sie erzählen in den Texten von ihrer unmittelbaren Erfahrung am Arbeitsplatz, von ihrer Beziehung zur Arbeit und zu ihrem Werk. So treten die Menschen aus der Anonymität heraus und werden in das soziale Spannungsfeld von Arbeit und Freizeit, von Wünschen und realen Anforderungen eingebunden.

Gerade in seiner Beharrung auf der Erfahrung des Individuums im immer schneller werdenden Automatisierungsprozess liegt die Bedeutung von "schicht für schicht": Exemplarisch am Voest-Schichtarbeiter wird der Wandel der Arbeitswelt sichtbar. War bis in die achtziger Jahre die kollektive Erfahrung und das solidarische Prinzip prägend, so ist heute mehr und mehr der vom Rest des Betriebes und der KollegInnen abgeschottete Arbeitsplatz mit seiner Einzelverantwortung typisch. Dieser Wandel ist auch in der Geographie des Ortes spürbar. Ist zu Beginn des Buches im Bereich der Grundstoffindustrie die Teamarbeit bestimmend, so wird mit fortschreitender Verarbeitung, parallel mit dem Fortlaufen des Buches, der vereinzelte Arbeitsplatz dominant.

"Daheim spreche ich nie von der Arbeit", sagt einer. In "schicht für schicht" erzählen sie es.



Es ist immer wieder schwierig, wenn du wo hingehst, wo du niemanden kennst. Wenn du in eine neue Meisterei kommst und du sollst in der Früh zwanzig Haberer grüßen und jedem die Hand geben und irgendwie lacht einer deppert … Das ist, glaube ich, das Ungute. Jeder glaubt wahrscheinlich, dass man es als Frau leicht hat, dass man es geschenkt bekommt, dabei ist es schwieriger. Jeder meint, weil du eine Frau bist, geht es dir eh schon so gut, jetzt muss er dir ein wenig auf deppert kommen. Wenn dir am Tag fünf von der Sorte unterkommen, dann nervt das irgendwie.

Brigitte Kranzler, 31, Graveurin, seit 1986 in der Voest



Ich kann nicht viel schlafen, drei Stunden, vier Stunden. Wenn ich um halb neun, neun ins Bett gehe, bin ich um zwölf, eins munter. Dann liegst du halt im Bett und wartest, bis der Wecker geht. Man ist saumüde, wenn man aufsteht, weil der Körper durch das Schichteln ein wenig durcheinander gebracht ist. Gesundheitsmäßig fühle ich mich nicht wohl. Ich habe schon zweimal einen Gehörsturz gehabt und habe laufend Ohrensausen, das bringe ich nicht mehr weg.

Johann Nowak, 56, Räumwagenfahrer, seit 1968 in der Voest



Daheim rede ich nicht von der Arbeit. Nein. Darüber rede ich mit der Familie überhaupt nicht. "Heute war es schwer, heute ist das oder jenes passiert …" Gar nichts. Da sage ich nicht, was drinnen passiert ist oder was sonst noch geschehen ist. Da kommt kein einziges Wort auf den Tisch. Nein. Weder mit der Frau, geschweige denn mit dem Buben. Nichts. Gar nichts.

Franz Raab, 51, Türenabheber, von 1973 bis 1977 und seit 1980 wieder in der Voest



Wo möchtest du die Donau lieber sehen? In Wien, in Linz oder an der Quelle, dort, wo sie entspringt? Im Walzwerk kannst du Eisen sehen, im Stahlwerk rinnt es auch, aber am Hochofen, dort kommt es zum ersten Mal heraus. Dort wird Erz zum Rinnen gebracht, dort ist der Anfang! Dafür arbeiten tausende Menschen. Alles nur, damit aus einem 4,5-Zentimeter-Loch etwas Silbriges plätschert. Deshalb ist für mich das Abstichloch auch wie ein Tabernakel. Der Ofenabstich ist nicht ohne Grund wie eine Kapelle in einem Bergwerk, in derselben runden Form gebaut.

Werner Haidinger, 42, Wassermann, seit 1979 in der Voest



Damals, in den fünfziger und sechziger Jahren, sind viele Leute gebraucht worden, alles war arbeitsintensiv. Im Nonstop-Kino gab es zwischen den Wochenschauen Einblendungen: "Voest sucht Arbeiter für Schichtbetrieb." Der Schichtdienst hat dann so ausgesehen: Eine Woche Früh, eine Woche Mittag, eine Woche Nacht und dann haben die alten Voestler bei der Mittagsschicht einen Sechzehner gehabt. Das Ärgste ist aber der sogenannte schlechte Sechzehner gewesen, der ist von der Nachtschicht um zehn Uhr bis um vierzehn Uhr am nächsten Tag gegangen. Das war katastrophal, der Vormittag war für die Leute ein Horror. Die hat man nicht anreden dürfen, die waren aggressiv, eh klar.

Horst Richter, 60, Chemielaborant, seit 1957 in der Voest



Pfannenfeuer · Gießhalle, Stahlwerk