Mag. Hermann Josef Repplinger
"Die bewegte Hand"
Es führt zu gar nichts, nur auf schöne Art zu fühlen. Das bleibt innen, hat keinen Weg aus sich heraus, wird nicht mitgeteilt. Aber ebenso ist das Innere vorausgesetzt, wo immer künstlerisch gestaltet wird. Ein Ich muss hinter der aufgetragenen Farbe sein, eine Hand, die aufträgt. Ein Gefühl geht durch die bewegte Hand hindurch, fügt sich in das Gemalte ein. So wie andererseits bildende Begabung nur dadurch sich als solche ausweist, dass sie von vorne herein auf Gestalten hingeordnet ist, ja überhaupt nichts in sich findet, was nicht auf seinen ausgeformten Platz drängt 1 ...
1. Wer hat seine künstlerische Hand bewegt und die hier wiedergegebenen Bilder geschaffen?
Armin Guerino, der im Dezember 2001 sein 40. Lebensjahr vollendet und ein paar Tage später auch den Förderungspreis für bildende Kunst des Landes Kärnten 2001 erhält, in Wien geboren, auch in Kärnten zu Hause, ist den Lesern der "Brücke" schon bekannt. Das künstlerische Wirken und Schaffen von Armin Guerino ist bestimmt von der Bewegung zwischen dem Künstler, der "etwas kann", und dem Handwerk, "das gekonnt wird", eine Bewegung, von der Ernst Bloch im "Prinzip Hoffnung" sagt: "Inneres spricht, sobald es etwas zu sagen hat, immer Äußerung; [...] Ein Bild wird darum auch gehört, nicht bloß gesehen, es erzählt das, was man darauf sieht. Und zwar zunächst auf freundliche Weise, [...]2
Die hier wiedergegebenen Bilder werden ab 19. Dezember 2001 in der "galerie.kärnten" im Foyer des Regierungsgebäudes Arnulfplatz 1, Klagenfurt, unter dem Titel "Das schöne Zimmer" ausgestellt.
2. Stationen zur Stärkung der Seh- und Hörgeduld: das Ungesehene wahrnehmen, das Unerhörte erhören.
Das schöne Zimmer
Eitempera auf Leinwand, 146 x 184 cm, 1994
"Das schöne Zimmer", gibt der Ausstellung im Regierungsgebäude den Titel. Die "gute Stube" ist nur für besonders feierliche oder festliche (Familien)Ereignisse reserviert, ganz im Sinne der "antiquarischen Dimension" der Historie, von der F. Nietzsche in seinen "Unzeitgemäßen Abhandlungen" spricht.
Das schöne Zimmer dient dem zu Bewahrenden und zu Verehrenden. In ihm sind die dort zu gegebenen Anlässen Versammelten an-gehalten, den Dank an das Dasein, also das Leben, dadurch abzutragen, dass sie mit Liebe und Treue dahin zurück blicken, wo sie herkommen. Das "schöne Zimmer" "räumt" einen sehr begrenzten Horizont ein; es hindert daran, dass man zuviel um sich herum wahrnimmt, es sorgt dafür, dass man von dem, was man wahrnimmt, ganz eingenommen ist. Das Alte, Vergangene, wird immer wichtiger und "unsterblicher", die Gegenwart ist langweilig, von der Zukunft wird nichts Neues erwartet. Das Einbeklemmtsein in den Rahmen der Gewesenheiten und Gegebenheiten verstümmelt die Handlungsmöglichkeiten (fehlende Arme!) und behindert und verhindert die Perspektive , die sich im Hintergrund des Zimmers als Aussicht und Durchblick auftut. Wie eine ägyptische Mumie scheint der Mensch hier "eingerahmt", konserviert in Erwartung einer "besseren Welt", erstarrt in Aussichtslosigkeit.
Das Gute, das Wahre und das Schöne
Eitempera auf Leinwand, 149,5 x 200 cm, 1994
Ein Torso. Ein verstümmelter Mann, auf seinen blauen Schatten gebettet. Im Hintergrund prangt Rot, leiden-schaftlich. Vom rechten Bildrand her strömt Wasser, Leben, heran. Ein Torso, Zeuge der Gewalt und Gewaltsamkeit zwischen Leidenschaft und Leben.
Völkerverständigungsmaschine, 20. Jh.
Eitempera auf Leinwand, 150 x 197 cm, 1995
Am 1. Jänner 1995 stellte die Kriegsberichterstattung des Tschetschenienkrieges der Weltöffentlichkeit ein Foto als Neujahrsgabe ins Haus. Der verkohlte Körper eines Unbekannten ragt abstrakt und scheinbar beziehungslos aus dem Panzer wie ein unerhörter stummer Auf-Schrei. Durch die Hand des Künstlers wird das Fotomotiv zum Bildmonument, zum "Denk mal!" und zum Spiegel, in dem sich alle menschlichen Illusionen und Vorstellungen über Aggression und Friedensideen verdichten und brechen. Der Tote im Bild konfrontiert damit, dass und wie der "Tod" nicht in unsere geläufigen Vorstellungen von menschlichem Leben passt. Deshalb und so lange können die Schergen des Todes und Tötens ein so todernst-leichtes Spiel unter den Menschen treiben.
Zwangshaltung
Eitempera auf Leinwand, 95 x 126 cm, 1997
Am Pranger der Leidenschaft (gelb) lechzt ein Mann nach der fernen, jenseits der Mauer entfliehenden (?) Liebe (rot). Seine zwangssexuelle Fixierung, körperlich als Verkrampfung, Verkrümmung, Verklemmung erkennbar, ist nicht einmalig, wie die ins Bildinnere gehenden weiteren Konturen andeuten. Zwanghafte Sexualität und Gewalt sind ein Verhängnis für alle Beteiligten und Betroffenen. Die Darstellung des Problems "trifft ins Schwarze". Eros und Tod (Thanatos) hängen manifest zusammen, Liebe und Gewalt, Be-Fried-igung und Aggression, Frieden und Krieg sind auch ein individuelles Problem.
Keine Botschaft Die Zustandslose Gesellschaft
Computerplot, 90 x 120 cm, 1999
Ein Foto aus dem Kosovokrieg 1999, eine fast schon "gewöhnlich" gewordene Kriegsszene, wurde vom Künstler nicht kommentarlos "zur Kenntnis" hingenommen sondern bearbeitet. Das Foto berichtet "offiziell" über das Recaq Massaker am 15.Jänner 1999. Im Bild jedoch ist mehr erkennbar: die "vorübergehenden" Journalisten und Pressefotografen und daneben der gefällte und geköpfte Mann, dessen Hände noch sprechen sollen, indem sie auf den fehlenden Kopf und auf das Herz hinweisen. Die umgeworfene Bank (Sarg), der fliehende Stein (Kopfkissen für einen Kopflosen), das Fußbrett und der Tote bilden eine klassische Totenaufbahrung. Ein Monument, ein "Denk mal!", ein "Grab mal", das alle mobilisierten Verdrängungsmechanismen anhält, die gestellte und hergestellte Öffentlichkeit und deren Obszönität bannt und ad absurdum führt. Die "mediale Präsenz" (v)er-geht sich und verschwindet. Der Tote liegt da, wie er ist.
Kopf
Eitempera auf Leinwand", 150 x 200 cm, 2001
Wie ein Tagträumender schaut der Kopf in horizontaler (!) Lage aus. Der Lichteinfall unterscheidet das Gesicht in eine obere (hellere) und untere (dunkle) Seite. Auch für Tagträume gilt die Annahme einer bewußten und einer vor- bzw. unbewußten Dimension. In einer psychologischen Definition wird der Tagtraum beschrieben als "eine Form von Phantasietätigkeit, in deren Verlauf ein Individuum sich ohne besondere Absicht und unter weitgehender Ausschaltung der Beobachtung seiner
unmittelbaren Umgebung angenehmen Vorstellungen hingibt, die sich auf Wünsche beziehen, die im tatsächlichen Leben nicht erfüllt werden können".
Kopf und Maske
Eitempera auf Leinwand, 95 x 126 cm, 2001
Ein großer, "realer" Kopf bricht aus sich heraus, verliert seine Fassung an Augen, Mund und Ohren. Vor ihm liegt als Gegenüber und Gegensatz in einem eingefassten Spiegel (s)eine Maske. Maske bietet Schutz und dient dazu, Inhalte zu verbergen. Maskenlos und fassungslos ist das Tarnen und Täuschen "aus", wirkt zentrifugal, geht aus sich heraus.
NY 11.9.2001
Eitempera auf Leinwand, 80 x 100 cm, Rovinj 2001
Neben dem Labyrinth, ein uraltes Symbol für Leben in der Welt, für die Stadt und die Metropole, in der sich "Leben in der Welt" ver-dichtend kon-zentrieren, steht (noch) ein verwundeter Wolkenkratzer. Auf dem scheinbar federleicht herunterfallenden Teppich, ruht ein Kopf, aus dem eine Träne fällt, weit über den Bildrand hinaus. Die Träne erinnert an die "gesammelten Tränen der Menschheit" (vgl. Shakespeare, Rimbaud, Huchel, Pasolini), die die Geschichte der Moderne tränken. Der zweite Turm ist nicht mehr so hoch. Die rote Leuchtschrift "NY" weist auch auf den (erneut demolierten) orientalischen Mythos der Welt-Metropole hin. Weiß der fallende Kopf schon, dass man den Teppich unter Füßen weggezogen hat?
1 Bloch, Ernst [1885 - 1977 ]: Das Prinzip Hoffnung. In fünf Teilen. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1. Aufl. 1985, 4. Aufl. 1993 [stw 554], Vierter Teil (Konstruktionen), Seite 930. zurück zum Text
2 Bloch, Ernst, ebenda, Seite 930.
Laudatio vom 19. 12. 2001
auf den Kunstler und Preisträger
Armin Guerino, geb. 12.12.1961 in Wien
am 19.12.2001
in der galerie.kärnten
im Regierungsgebäude der Kärntner Landesregierung, Arnuflplatz 1, 9020 Klagenfurt
In der diesjährigen November-Ausgabe der Sonderbeilage "ZEIT LITERATUR" [Nr. 47, 56. Jahrgang, Seite 19-22] wird ein ZEIT-Gespräch von Fritz J. Raddatz mit dem amerikanischen Schriftsteller und Dichter John Updike (geb. am 18.03.1932, in Massachusetts/USA lebend) wiedergegeben. Am Ende des Interviews sagt John Updike "Die Wahrheit der Kunst, liegt im Leid das sie birgt. Ja, es ist wahr. Wer nicht gelitten hat, hat nichts zu sagen."
Dieses Gespräch wurde vor dem 11. September 2001 geführt.
1. Die Wahrheit der Kunst ....
"Die Wahrheit der Kunst, liegt im Leid das sie birgt. Ja, es ist wahr. Wer nicht gelitten hat, hat nichts zu sagen."
Dies gilt auch für den Künstler Armin Guerino, dessen Bilder diese unerhörte Wahrheit der Kunst sagen und sagen wollen.
Mit dieser Vernissage wird eine längere Ausstellung in der Galerie Kärnten eröffnet, in der Sie mit Hör- und Sehgeduld die Aussage von John Updike prüfen und überprüfen können.
Die hier ausgestellten Bilder von Armin Guerino haschen nicht nach oberflächlichem Beifall oder harmloser Zustimmung. Sie erregen Anstoß und verweisen auf unerledigte Ursprungssituationen des weltpolitischen, nationalpolitischen und zwischenmenschlichen Leidens, oder genauer, aber vielleicht pathetischer gesagt: des unerhörten Elends.
Der Anstoß den die Bilder geben, hängt mit der Wahrheitsfrage der Kunst zusammen.
Wer hat darüber zu entscheiden?
Reiner Kunze bietet dazu in einem Gedicht einen Schlüssel zur Antwort.
(Reiner Kunze [*1933]: ein tag auf dieser erde. gedichte, Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuchverlag, 2000 [FiTB 14933], Seite 84: )
WAS GILT
Wer steinigen will,
dem wird alles zu stein
Sie richten sich an deinem grabe ein
und richten dich
Totenrichter
Und wissen nicht: den dichter richtet
das gedicht
Übertragen auf die bildende Kunst heißt das:
WAS GILT
Wer steinigen will,
dem wird alles zu stein
Sie richten sich an deinem grabe ein
und richten dich
Totenrichter
Und wissen nicht: den maler richtet
das gemalte
Diese Antwort ist und bleibt wiederum skandalös, d.h. anstößig, und sie führt uns wieder zurück zu den Bildern, zu dem Gemalten und vom Gemalten zum Maler.
Deshalb zu ihm einige Worte.
2. Armin Guerino –im Korridor ZWISCHEN
zwischen Ägypten und dem christlichen Abendland,
zwischen Tod und Auferstehung,
zwischen Apokalypse und Genesis.
Einige Worte aus dem Prinzip Hoffnung von Ernst Bloch beschreiben diesen Korridor, in dem sich das künstlerische Schaffen und Wirken von Armin Guerino bewegt:
"In der fanatischen Geometrisierung der gesamten ägyptischen Kunst spricht sich ihre Bau-Utopie aus: Todeskristall als geahnte Vollkommenheit, kosmomorph nachgebildet" (Bloch, Ernst [1885 - 1977 ]: Das Prinzip Hoffnung. In fünf Teilen. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1. Aufl. 1985, 4. Aufl. 1993 [stw 554], Vierter Teil (Konstruktionen), Seite 847).
Künstlerischer Bezugspunkt: Die Baustruktur und die Fresken in der Totenkapelle in St. Michael ob der Gurk.
"War also Ägypten der Todeskristall als geahnte Vollkommenheit, so ist die Gotik mit ebensolcher Entschiedenheit der Auferstehung und dem Leben utopisch zugeordnet. Ihr Bausymbol ist derart notwendig, Tod austreiben, Anti-Tod ist Baum des Lebens aus geahnte Vollkommenheit, christförmig nachgebildet" (Bloch, l.c. 849).
Künstlerischer Bezugspunkt: Die Baustruktur und die Fresken in der Bischofskapelle in der Westempore des Domes zu Gurk ...
"Das sind die Entschiedenheiten der Bauform Pyramide-Kathedrale selber; sie bleiben beide als versuchte Konstruktion der Abbildlichkeit eines vollkommenen Raumes: hier des stillen Todes mit Kristall, dort des organischen Excelsior mit Lebensbaum und Gemeinde" (Bloch, l.c.850).
Armin Guerino verbindet diese beiden Welten in einem "Korridor", wie das in der Ausstellung "Apokalyptik in der Kunst quer durch die Zeiten" in der Pfarrkirche St. Nikolai Villach vom 18.-21.11.1999 und in der Personalausstellung im Künstlerhaus Klagenfurt im Frühjahr 2000 unter dem Titel "Senet [Vorbeigang] Korridor zwischen" eindrucksvoll erfahrbar werden konnte.
In dieser künstlerischen Bewegung des "KORRIDOR ZWISCHEN" scheiden und unterscheiden sich sowohl die Geister wie auch die Wahrheit der künstlerischen Produktionen (= Hervorbringungen). Guerino unterscheidet zwischen einem künstlerischen Werk, z.B. einem Bild, als GENERATOR und
als VERBRAUCHER (Absorbator).
Ein Generator ist ein Werk, das bei längerer Betrachtung schöpferische Kräfte und Ideen freisetzt und aufkommen lässt. Ein Absorbator ist ein Werk, das die Kräfte des Betrachtenden verbraucht, aber nicht freisetzt.
In dieser Betrachtungsweise bieten sich auch Unterscheidungsmerkmale (Kriterien) zwischen Kunst und Kitsch an:
Kitsch ist das, was man nur noch schön findet, wenn man mit sich alleine ist.
"Ein Generator" (kraftvoller Hervorbringer, ein Bild, das von sich aus viel hergibt) ist für Guerino das Kriterium für ein Kunstwerk. "Der Verbraucher" oder "Absorbator" (kraftraubender Aufsauger, entkräftender Beansprucher, z.B. ein Bild in das man zuerst viel, wenn nicht alles hineinlegen muss, bevor überhaupt etwas zu sehen ist) ist das Gegenteil eines wirklichen und wirkenden Kunstwerks
Der KORRIDOR ZWISCHEN ist für Armin Guerino der künstlerische Lebens- und Werkraum in dem sich auch die Totengeister mit den Lebensgeistern treffen und auch voneinander unterscheiden. Je nachdem, in welche Richtung ein künstlerisches Werk entsteht, wird es als Absorbator den Totengeistern verpflichtet sein, oder als Generator die Lebensgeister freigeben.
Ernst Bloch fasst mit den Schlussworten diese Bewegung im KORRIDOR ZWISCHEN Tod und Leben zusammen. Diese Worte können als Kurzformel für das bisherige künstlerische Werk und Wirken von Armin Guerino gelten.
"Mit diesem Blick also gilt: Der Mensch lebt noch überall in der Vorgeschichte, ja alles und jedes steht noch vor Erschaffung der Welt, als einer rechten. Die wirkliche Genesis ist nicht am Anfang, sondern am Ende, und sie beginnt erst anzufangen, wenn Gesellschaft und Dasein radikal werden, das heißt sich an der Wurzel fassen. Die Wurzel der Geschichte aber ist der arbeitende, schaffende, die Gegebenheiten umbildende und überholende Mensch. Hat er sich erfasst und das Seine ohne Entäußerung und Entfremdung in realer Demokratie begründet, so entsteht in der Welt etwas, das allen in die Kindheit scheint und worin noch niemand war: Heimat" (Bloch, l.c. 1628).
3. KORRIDOR ZWISCHEN als Heimat
Im Anschluss an die folgenden Preisverleihungen im Kärntner Landesarchiv wird Armin Guerino in der Nähe des Buffets und vor dessen Eröffnung ein für diesen Tag geschaffenes Kunstwerk enthüllen, in dem der dieses Werk Betrachtende mit dem konfrontiert wird, was diese letzten Worte aus dem "Prinzip Hoffnung" von Ernst Bloch ansagen.
Im Sinne der Guerinoschen Kunsttheorie ist schließlich auch noch zu fragen, ob der gängige und deshalb vielfältig eingebildete Begriff "Heimat" ein Absorbator ist oder ein Generator, das heißt eine hoffnungslos wahre, d.h. sich und andere verbrauchende Engführung (Absorbator) oder eine hoffnungseröffnende Perspektive (Generator).
Der Kosmopolit Armin Guerino weiß aus seiner künstlerischen Erfahrung ZWISCHEN Ägypten und dem christlichen Abendland um die Kraft eines durchsichtigen und zur Welterfahrung befreienden und ermutigenden Heimatbegriffes. Er weiß, wo seine Wurzeln herkommen, wo er zu Hause war und ist. Deshalb ist er in der Lage, "radikal", d.h. wurzelhaft die Welt in Blick zu nehmen und zu geben und sich nicht in einem Heimatbegriff zu verschanzen, der die Welt und alles was noch in ihr ist, auszugrenzen versucht.
Heimat ist für Guerino Hoffnung ganz im Sinne von Ernst Bloch.
".....so entsteht in der Welt etwas, das allen in die Kindheit scheint und worin noch niemand war: Heimat" (Bloch, l.c. 1628).
Heimat ist die künstlerische Bewegung im "KORRIDOR ZWISCHEN", eine Bewegung und Handlung, die – um es nochmals mit den Worten von John Updike zu beschreiben – das faktische Leid und Elend der Menschen, ihrer Geschichte und Geschichten "birgt" und darin künstlerisch offenbart. Weil der Künstler Armin Guerino daran gelitten hat und daran leidet, weil er also noch nicht und nicht damit "fertig" ist, hat er uns allen zu sagen, was uns alle angeht."
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© Hermann Josef Repplinger, Direktor des Theologischen Institut Klagenfurt, Rektor des Studentenhauses Concordia der Diözese Gurk, Pfarrseelsorger in der Künstlerpfarre Klein St. Paul, 12.11.2001.