2013 · Hotel Obir #411 (temporär)

Hotel Obir
Vellacherstrasse 65 – 67, 9135 Bad Eisenkappel
46°29’9.48″N  14°35’35.57″E

Art Project Reception
HOTEL OBIR RECEPTION
Keeping Austria in balance

“HOTEL OBIR #411” und “WEG VON HIER” Videoinstallation

Ein Projekt des Vereines Kino Kreativ anlässlich des 10. Bestandsjahres der Galerie Vorspann/Galerija Vprega

galerievorspann.com/hotelobir

Offizielle Eröffnung: Freitag, 17.Mai 2013, 17:00 Uhr
geöffnet ab 10:00 Uhr
Ausstellungsdauer: 18. Mai – 16. Juni 2013

Hotel Obir #411

Im letzten Geschoß des Hotels betritt man das Zimmer 411. Im Raum türmt sich ein Berg zurückgelassener Akten der Hotelverwaltung. An dessen Rändern, der horizontal und vertikal gestapelten, teils geöffneten Ordner, dringt ein lichtblauer Schimmer an die Oberfläche. Das an kosmische Energie erinnernde Licht entmaterialisiert den Aktenberg und macht ihn damit unantastbar und abgeschlossen. Dieser Umstand lässt sich gleichermaßen auf die Geschichte des Hotels übertragen. Alle Zimmertelefone des Hotels liegen verstreut auf dem Aktenberg und läuten ohne Unterbrechung, gleichzeitig dringen von der Lobby Geräusche von Menschen und Worte von der Rezeption nach oben. Und es ist gerade die Unerreichbarkeit, die irritiert. So wie die Abbildung des Raumes mit einer Abbildung des Raumes an der Wand über die Installation in ihrer Unschärfe einerseits ein Hinweis auf eine vergangene Raumsituation ist und gleichzeitig eine einprägsame Gegenwärtigkeit ausstrahlt, wiederholt die Abbildung neben dem Fenster den Blick durch das Fenster.
Aktenberg:
Sämtliche im Hotel gefundene Akten und Haustelefone
Hellblaues LED-Licht
Audio Loop OBIR #411 ringing phones, 01:38 min
Location: 4. Obergeschoss, Zimmer 411

Weg von hier (Videoinstallation)

Im Untergeschoß des HOTEL OBIR befand sich über mehrere Jahrzehnte eine Diskothek, die gemeinsam mit dem Hotel 2003 geschlossen wurde.
Als ich nach dreißig Jahren die Treppe zum Hintereingang der Diskothek benutzte, überraschte mich das irritierende Bild, als ob der letzte Kellner ohne abzuservieren nach Hause gegangen wäre. In den ganzen Jahren betrat niemand diese Räume, ein Wassereinbruch blieb unbemerkt und die Erinnerung legte Staub an.
Nun führt der Treppenabgang zur Installation “Weg von hier”, die die von Wasser geflutete Diskothekebene inhaltlich aufgreift und das gesamte Geschoß einer Videowand am Ende des Abgangs komprimiert. Das Video stellt eine Rettungszille bereit, um die Erinnerung zurückholen. “Weg von hier” war aber auch das Leitmotiv vieler, insbesondere, junger Menschen rund um die Tanzfläche in den späten1970er und frühen 1980er Jahren. Wo ist aber dieses “weg”? Ein anderer Ort, ein besserer? Oder ein Ort der Sehnsuchtskartographie, der diffus bleibt. Verstärkend wirkt, dass diese Diskothek, im Gegensatz zu gängigen Beispielen in ländlichen Gebieten, Bestandteil eines Hotels war. Ein Hotel birgt konzeptionell eine gewisse Form von Mobilität, Gäste kommen an, sie reisen ab und mit ihnen wird immer ein zusätzlicher Ort “mitgeliefert”, einer von dem sie gerade kommen oder zu dem sie weiterreisen.

Zitate:
Texts for Nothing #4 by Samuel Beckett
“Where would I go, if I could go, who would I be, if I could be, what would I say, if I had a voice, who says this, saying it’s me? Answer simply, someone answer simply. It’s the same old stranger as ever, for whom alone accusative I exist, in the pit of my inexistence, of his, of ours, there’s a simple answer.”
Video Loop 02:22 min
Location: Abgang Untergeschoss / Diskothek

Realisierung: Rebecca Anna MORITZ